Theater machen

#dieWELLE

Gelungene, moderne Bühnenfassung von Jochen Strauch. Ein bewegender Stoff, der einmal mehr den Blick schärft. Prädikat wertvoll. Eine wirklich starke Ensembleleistung … — RBB24 Kultur 16.01.2020, Auszug

Neue Besetzung seit September 2022

Uraufführung #diewelle2020 am 15. Januar 2020, dritte Wiederaufnahme #dieWELLE am  2. September, wieder am 14., 15., 16. November 2022 und 27., 28. Januar 2023 und in Planung.

Gelungene, moderne Bühnenfassung von Jochen Strauch

„Dieses Experiment gab es wirklich. Der kalifornische Lehrer Ron Jones unternahm es 1967 mit seiner High School Klasse. Darauf bezieht sich der Film von 1981, aus dessen Drehbuch schließlich der Roman von Morton Rhue entstand und zum Klassiker wurde. #diewelle2020 in der Bühnenfassung und unter der Regie von Jochen Strauch ist eine wirklich starke Ensembleleistung, allen voran Katja Hiller als Lehrerin und Alina Strähler als Laura. […] ein bewegender Stoff, der in dieser modernen Fassung einmal mehr den Blick schärft. Prädikat wertvoll.

Berit Rosenberg hat sich einen Plan überlegt, […] Im ausverkauften Berliner Grips-Theater, das überwiegend mit Teenagern besetzt ist, hört man plötzlich kaum mehr ein Atmen. […] ‚Die Nazis waren kein Vogelschiss in der Geschichte Deutschlands. Ich wollte den extremsten Endpunkt einer faschistischen Diktatur so spürbar machen, dass wir von da an den 2. Weltkrieg unter diesem Blickwinkel analysieren können.‘ Dass Morton Rhues Jugendbuch-Klassiker in der Jetztzeit spielt, wird immer wieder durch aktuelle Bezüge und oder AfD-Zitate unterstrichen – der Stoff verlangt auch förmlich danach. Und so startet die Geschichtslehrerin ihr Experiment, das sich nach wenigen Tagen verselbständigt…“ — Der ganze Radio-Premierenbericht von Magdalena Bienert am 16.01.2020 auf RBB24 Kultur.

Wieso sagt keiner Nein?

„Am Grips Theater bringt Regisseur Jochen Strauch das Buch in eigener Fassung auf die Bühne, fürs Social-Media-Zeitalter modernisiert als #diewelle2020. Trotz einiger Verweise auf den aktuellen Bocksgesang des Populismus – Trump kommt dabei ebenso vor wie das kühl kalkulierte ‚Vogelschiss‘-Fanal der AfD – bleibt Strauch der Vorlage im Wesentlichen allerdings treu. Was auch gut ist! Erst vor Kurzem hatte ja die deutsche Netflix-Serie ‚Wir sind die Welle‘ von Produzent Dennis Gansel Streaming-Premiere, die den Spieß politisch umdrehte […] Ein seltsam richtungsloses Unterfangen, Wasser auf die Mühlen der Relativierer, die gern Nazis mit der RAF gleichsetzen. […]

Strauchs #welle2020 schafft es vor allem, die Verführungskraft des Gemeinschaftsgefühls zu beglaubigen. Lehrerin Berit Rosenberg (Katja Hiller), die mit ihrer Kollegin Ellen (Regine Seidler) liiert ist, hat es mit einem undisziplinierten Haufen zu tun, den der Regisseur – stimmige Idee – mitten im Publikum platziert. Das halbgebildete Großmaul Benjamin (Frederic Phung), der coole Fußballer David (Ludwig Brix), Außenseiter Robert (Marius Lamprecht), der sich früh anfällig zeigt („Bald ist Deutsch in Berlin eine Fremdsprache“), die Schulblog-Reporterin Laura (Alina Strähler) sowie ihre Freundin Anna (Esther Agricola), […] – sie alle belachen zwar noch die ersten Hab-acht-Übungen, mit denen das Experiment startet. Aber für die ausgegebenen Parolen ‚Stärke durch Disziplin, Kraft durch Gemeinschaft, Macht durch Handeln‘ sind sie schnell entflammbar. Einzig die kritische Alexandra (Lisa Klabunde) hält sich abseits, während der ‚Welle‘-Hoodie zur neuen Schuluniform wird, ein Erkennungsgruß Identität stiftet und Außenstehende zunehmend ins Fadenkreuz geraten.

Auf weitgehend leerer Bühne mit rollenden Tischen, vor einer Klappwand, die schulische und private Räume markiert oder zur Projektionsfläche wird (Ausstattung: Christin Treunert) wird Pädagogin Rosenberg als geistige Führerin der Bewegung selbst vom Machtrausch mitgerissen. Strauchs Inszenierung für Menschen ab 14 macht in zweieinhalb überwiegend mitnehmenden, toll gespielten Stunden die zentrale Erkenntnis aus Jones’ Experiment erfahrbar.“ — Patrick Wildermann, Tagesspiegel, 16.1.2020

Im Ganzen ein wichtiger Abend.

„Das GRIPS Theater spielt […] eine eigene Romanadaption […], die sich deutlich in unsere politische Realität einhängt: Von der wachsenden sozialen Ungerechtigkeit ist ebenso die Rede wie von den Landtagswahlsiegen der AfD oder ihren Lehrer-Verpetzer-Portalen. Strauch eröffnet die Klassenzimmer-Aussprache im Zuschauerraum; man debattiert die Lage der Nation, und Frederic Phung zündet allen voran ein Feuerwerk an markigen Zwischenrufen und holt das jugendliche Publikum damit gleich wunderbar ab. […] Das Verwischen der Grenze zum Zuschauerraum gelingt mit Leichtigkeit; das Eindringen der ‚Bewegung‘ in den Berliner Stadtraum wird im Comic-Video bestechend visualisiert.

Mit wenigen Requisiten […] bauen sich die Akteure die Räume, in denen das Regime der ‚Welle‘ entsteht und bald von  der Schülerzeitungsredakteurin (wohltuend unpädagogisch: Alina Strahler) im Verbund mit der anarchisch gestimmten Alex (Lisa Klabunde) kritisiert wird. […] Die Entwicklung des Außenseiters Robert (Marius Lamprecht) zum entflammbaren Siegelträger der ‚Welle‘ kriegt viel Raum, gibt dem Stück auch ein skeptischeres Finale als im Buch. Im Ganzen ein wichtiger Abend. Eine Besinnung darauf, dass die Demokratie nicht gratis ist, sondern für jede Generation aufs Neue gewonnen werden muss.“ — Christian Rakow, Berliner Zeitung, 17.01.2020

Adaption und Übersetzung von Jochen Strauch, nach Todd Strasser (Morton Rhue) und Ron Jones
Regie: Jochen Strauch
Ausstattung: Christin Treunert
Komposition: Öz Kaveller
Bühnenmusik: Öz Kaveller & Thilo Brandt
Video: David Schulz
Dramaturgie: Tobias Diekmann
Choreografie: Nadja Raszewksi
Sprechcoaching: Bettina Koch
Musikdramaturgie: Thomas Keller

Fotos von und Dank dafür an: David Baltzer, bildbuehne.de & Christin Treunert

Alle aktuellen Termine auf der Website des GRIPS Theaters. Das Stück ist bei Rowohlt verlegt.

Mehr im Making-of inkl. Teaser.

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