„Regisseur Jochen Strauch überzeugt mit erstklassiger Inszenierungsarbeit. (…) ‚grandios‘ und ‚einmalig‘ klingt es schon aus dem Garderobenbereich (…) Wohlwissend ob ihrer großartigen Leistung nimmt das Ensemble minutenlangen Premierenapplaus entgegen. Nachhaltigkeit ist bei dieser intelligent-diskussionswürdigen Inszenierung garantiert. Oder mit Elis Wort ‚Soll gute Kunst nicht genau das bewirken?'“
von Ayad Akhtar
Premiere: 12.01.2019
Landesbühne Niedersachsen Nord, Stadttheater Wilhelmshaven
„Versprochen war von Regisseur Jochen Strauch eine Komödie mit Tiefgang über Islam und Feminismus. Er nennt diese Form des Erzählens Dramedy, also eine Kreuzung aus Komödie und Drama. Es gibt immer wieder komische Szenen, aber hier geht es eben auch um sehr wichtige, ernste Fragen, wie das Individuum mit Tradition, Religion und Freiheit ringt. Mir hat das sehr gefallen, ich habe eine ganze Menge Neues über den Islam gelernt und das in lockerer, leichter Form. Und es ist eben auch eine spannende Familiengeschichte, mit ganz tollen Charakteren. Man mag die alle, mir ging es so. Also für mich war es das erste Stück, das ich von Ayad Akhtar gesehen habe. Aber das hat mich neugierig gemacht, diesen Dramatiker aus den USA, mit pakistanischen Wurzeln, näher kennen zu lernen. Er schreibt tolle Dialoge für die Schauspieler, Du merkst einfach: Da weiß einer, was er tut, wenn er vom „Fremdsein“ spricht. Manchmal hilft es uns ja auch, dass ein anderer mit seinem Blick auf das Thema „Migration“ schaut. Hier sind es die USA, das Einwanderungsland schlechthin, aber eben auch mit jeder Menge Probleme, vor allem unter Präsident Trump, der Mauern ziehen will. Ich kann diesen Theaterabend der Landesbühne Niedersachsen Nord unbedingt empfehlen, weil es sehr menschlich um ein wichtiges Thema geht. Die Charaktere sind toll, die Schauspielerinnen und Schauspieler, es sind nur vier, setzen das hervorragend um, die Bühne ist ungewöhnlich schlicht, aber sie erinnert mit Leuchtschrift an den Broadway, und so ist auch die Inszenierung und das Stück angelegt. Große Gefühle, große persönliche Dramen, auf der Folie von Religion, Gesellschaft und Migration.“
Der ganze Bericht auf Radio Bremen am Sonntagmorgen nach der Premiere von Jutta Przygoda, 13.1.19, 9:40
„Ein Theaterauftakt nach Maß. Thematisch ganz im Hier und Jetzt, gilt es in diesem Kammerspiel mittelalterliche Denkstrukturen aufzubrechen. Regisseur Jochen Strauch überzeugt mit erstklassiger Inszenierungsarbeit. (…) Genauso hat es sich Ausnahmeregisseur Jochen Strauch doch vorgestellt: Das Publikum erlebt eine kleine Fernreise, unterhaltsam, komödiantisch und auch ein wenig lehrreich. Es geht schließlich um den Islam und der zeigt sich bis heute noch immer etwas schleierhaft. Also, mit dem Theaterstück ‚The Who and the What‘ wird einmal kräftig durchgelüftet. Wie die szenische ‚Luftkur‘ bei den Premierenbesuchern wirkt, zeigt sich in lebhaften Pausengesprächen und besonders nach der Inszenierung. Von ‚absolut überflüssig‘, bis ‚grandios‘ und ‚einmalig‘ klingt es schon aus dem Garderobenbereich. Wunderbar, das Spiel ist zu Ende, der Dialog kann beginnen (…) Wohlwissend ob ihrer großartigen Leistung nimmt das Ensemble minutenlangen Premierenapplaus entgegen. Nachhaltigkeit ist bei dieser intelligent-diskussionswürdigen Inszenierung garantiert. Oder mit Elis Wort ‚Soll gute Kunst nicht genau das bewirken?'“ – Carolin von Nordeck, Wilhelmshavener Zeitung, 14.1.19
„Afzal (hinreißend eindringlich und liebevoll gespielt von Helmut Rühl) sieht die Krönung seiner Mühen in der guten Verheiratung seiner Töchter und ergreift selbst die Initiative: In einem Vermittlungsportal im Internet erstellt er für Zarina ein Profil und trifft selbst die Auswahl. Eli (Aom Flury) scheint ideal und an der Szene des ersten Dates, bei dem der künftige Ehemann und Imam auf Afzal statt auf die erwartete Zarina trifft, können sich die Zuschauer vergnüglich die Hände reiben. Überhaupt hat Strauch die Dramedy-Form mit seiner dichten Mischung von Tragik und Humor voller Intensität auch auf die Darsteller übertragen.“
„Caroline Wybranietz erscheint bis in jede Pore durchdrungen von ihrer Rolle als selbstbewusste Zarina, der nach sämtlichen vom Vater finanziell und mental gutmütig mitgetragenen Studiengängen der Sinn eher nach einer Karriere als nach einem Ehemann steht.“ – Désirée Warntjen, Jeversches Wochenblatt, 14.1.19
„Diese Schauspielerin spielt sich immer mehr in die erste Reihe. Bravo! Bravo! Bravo! Ihr und Autor Akhtar ist es zu verdanken, dass nicht nur Religionsfragen, sondern auch das Wesen der Liebe in den theatralen Fokus gerückt werden.“ – Carolin von Nordeck, Wilhelmshavener Zeitung, 14.1.19
„Und so wie Helmut Rühl seinen Afzal mit dieser interessanten Mischung aus Religionsunterwürfigkeit, Karrierebewusstsein und ganz viel Vaterleibe ausstattet, nimmt Rühl den Zuschauer mit in diffuse, emotionsgesteuerte Welten! Ausgezeichnete Performance!“ – Carolin von Nordeck
„Grandios, wie sich Landesbühnenschauspieler Aom Flury in seiner Persönlichkeit zurückfahren kann, um einem zögerlichen, teilweise devoten Eli, das passende Gesicht zu geben.“ – Carolin von Nordeck
„Eli darf das Manuskript lesen und Aom Flury lässt das Publikum in die Gefühlswelt eines Mannes blicken, der berührend zu seiner Frau steht und zugleich das Gefahrenpotenzial des Romanstoffs erkennt.“ – Desirée Warntjen
„Fangen wir mit der Liebe an: Sie durchfließt die Inszenierung wie ein angenehmer Strom und lässt es zu, dass die Protagonisten selbst bei innerlich das Knochenmark schürfenden Auseinandersetzungen ihre Bindungen nicht reißen lassen. Das Erfolgsstück ist geprägt von großen Themen. Religion und Religiosität gehören dazu, Feminismus und Emanzipation, das Ringen um den Erhalt traditioneller Werte und die Stellung des Individuums im Umfeld gesellschaftlicher Ansprüche. Akhtar hat all den Diskussionsstoff in einen familiären Kosmos gebettet (…) Am Sonnabend feierte ‚The Who and the What‘ inszeniert von Jochen Strauch eine mit Begeisterung aufgenommene Premiere.“ – Désirée Warntjen
„Mahwisch, aufgeklärt und modern wie ihre Schwester, aber auch sehr gläubig, hadert unterdessen mit ihrem komplizierten, unerfüllten Liebesleben. Ihre innerliche Hin- und Hergerissenheit (…) führt Carolin Karnuth beeindruckend mit feinfühliger und zugleich lockerer Präzision vor.“ – Désirée Warntjen
„Carolin Karnuth, die die jüngere Schwester Mahwisch so hingebungsvoll naiv und explosiv erscheinen lässt. Mahwisch fügt sich bis hin zur körperlichen Ausbeutung. Der trockene Kommentar Zarinas dazu: ‚Ich glaube, niemand hier sollte sich in Sachen Sex vom Propheten beraten lassen‘, wird vom Premierenpublikum lachend quittiert.“
„Überhaupt sind es die humorvollen Dialoge, die einen möglichen Weg aufzeigen, das Repressive einer Religion abzuschwächen.“ – Carolin von Nordeck
Bühne, Kostüme und Video: Frank Albert
Komposition und Sounddesign: Matthias Schubert
Dramaturgie: Kerstin M. Car
Mit: Caroline Wybranietz, Anna Gesewsky/Carolin Karnuth, Aom Flurry, Helmut Rühl
Fotos: Volker Beinhorn, Frank Albert
„Durch ein Bühnenbild, das für sich genommen schon ein Kunstwerk ist, erarbeitet sich der Rezipient Inhalt und Form. Frank Albert versteht sich als Stenograf und Bühnenbildner für performative Momente und temporäre Architekturen.“ – Carolin von Nordeck
Mehr Bilder auch bei Frank Albert und im Making-of samt Reflexion über Kopftuchdebatten auf der Bühne in Hijab Plays. Außerdem: Ein weiterer Radiobericht auf Radio Jade von Karsten Hoeft. Und mehr Musik aus dem Projekt bei Matthias Schubert.
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