Theater machen

Die Zertrennlichen

Sabah und Romain wohnen auf der gleichen Etage in zwei unterschiedlichen Wohnblocks in Paris, sie können sich in ihre Zimmer gucken und gehen in dieselbe Schule, beide sind oft allein und träumen sich weit weg, und sie kommen aus ganz verschiedenen Teilen der Welt. „Im Wald vergessen sie, wo sie herkommen und wer sie sind: Romain, der einsame Sohn von selbstverliebten Rassisten, und Sabah, die jüngste von drei Töchtern einer arabischen Familie“, paraphrasiert Silke Elsermann von der Landeszeitung Lüneburg zu Anfang ihrer Kritik am 2.11.22 die Story in den „trostlosen Hochhäusern“.

Sabahs Familie ist lebhaft und warmherzig, Romains Eltern sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihren Sohn oft vergessen und er sich selbst überlassen bleibt. Hinzu kommt, dass Sabah algerische Wurzeln hat. In beiden Familien gibt es  Vorurteile und Alltagsrassismus. Als Sabah eines Tages von ihrer Mutter zu Romain geschickt wird, ist das der zögerliche Beginn einer Freundschaft, vielleicht sogar einer ersten Erfahrung von tiefer Zuneigung und Liebe. Auf jeden Fall werden sie für eine Weile unzertrennlich.

„Großartig sind die Momente, in denen Kraft Fantasie etwa der weiße Büffel erscheint. Oder ist es doch ‚nur‘ eine Wolke? Das Bühnenbild von Ausstatterin Sigi Colpe lässt Gedanken und Traumbildern genügend Raum.“ — Silke Elsermann, Landeszeitung 2.11.2022

„Diese Szene (im Wald) ist eine der stärksten im Stück Die Zertrennlichen … Denn hier im Wald entdecken die beiden – umgeben von den Geräuschen der wilden Tiere – ihre eigene Welt, ihre Freundschaft, vielleicht sogar Liebe.“, empfindet Silke Elsermann – und später: „Ebenso originell inszeniert Jochen Strauch den Countdown, in dem die beiden aus ihren folgenden elf Lebensjahren erzählen.“

Die Zertrennlichen ist einiges mehr als nur ein Stück über interkulturelle Verständigung: Es ist für uns vor allem die poetische Geschichte einer Annäherung, allen Ressentiments und Rückschlägen zum Trotz.

Mehr auch im Making-of zur Inszenierung.

von Fabrice Melquiot
Theater Lüneburg
Raum & Kostüme: Sigi Colpe
Fotos: t&w / Hans-Jürgen Wege

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