Theater machen

Tanz der Tiefseequalle

von Stefanie Höfler
Fassung von Jochen Strauch
Premiere: 18. Mai 2024
Rheinisches Landestheater Neuss
Die nächsten Termine
mit Fenna Benetz, Johannes Bauer & Anton Löwe
Ausstattung: Pascal Seibicke
Musik: Tobias Flaskamp
Dramaturgie: Alexander Olbrich
Fotos: Marco Piecuch

„Ein sehr ungewöhnlicher, aber auch äußerst spannender Prozess war die Findung der Bühnenrealität, oder simpler gesagt, des Spielstils – die erwachsengewordenen Rollen, die bewusst ein Theaterstück spielen. Spannend ist diese Aufgabe, weil ich eine akrobatische kognitive Leistung erbringen muss. Bis zu den Endproben war das für mich eine nicht selbstverständliche Suche. Ich musste mich damit anfreunden, mich bewusst aus den Situationen, in denen ich eingetaucht bin, herauszureißen, mit bewussten Brüchen im Spiel. Sich in eine alternative Realität hineinzuversetzen, mit einem linearen Erzählstrang und vierter Wand, benötigt bereits einige Konzentration, aber jede Szene immer wieder aufzulösen, um in den realen Raum zu gelangen und anschließend wieder in die Bühnenrealität einzutauchen, erfordert noch mehr Wachsamkeit.

Für mich als Schauspieler ist es auch eine besondere Herausforderung, eine Menschengruppe öffentlich zu repräsentieren, der ich selbst nicht angehöre. Das Reproduzieren von Klischees oder cartoonhaften Bildern kommt für mich nicht in Frage, sprich „Mehrgewicht spielen“ ist keine Option.

Meine Hoffnung, die sich später bestätigt hat, war, dass das Originalkostüm mir helfen würde, eine Körperlichkeit zu finden, die sowohl eine Unsicherheit mit dem eigenen Körper als auch eine deutliche Mehrbelastung vermittelt. Das überdimensionale Kostüm fühlt sich an wie eine tragbare Sauna und ist mir viel zu groß. Ich passe nicht hinein, genauso wie ich nicht vollständig in diese darstellerische Aufgabe passe. Das Positive daran ist, dass ich mich weiterhin mit meinem natürlichen körperlichen Fundus bewege, aber jede Bewegung kostet mehr.“ — Anton Löwe, Niko

„Ich mag besonders die Poesie die in diesem Stück liegt. Gleichzeitig schätze ich aber sehr den direkten Umgang mit dem Publikum als Verbündeten.
Die Erzähltheaterstrukturen bieten einen großen Raum an Möglichkeiten verschiedene Ebenen zu kreieren.

Für mich war die Auseinandersetzung der verschiedenen Rollen im Vordergrund. Schnelle Wechsel, wie stark geht man in ein Klischee oder auch eben nicht. Ich hab jede Rolle bis zum Schluss richtig lieb gewonnen und kann gar nicht sagen welche ich lieber mag. Manchmal nur einen Satz und wieder zurück in eine andere Rolle war sportlich aber auch das Spaßige daran. Mit der Figur „Little“ hat sich der große Bogen für mich gespannt. Der beste Freund von Niko, der ihm immer zur Seite steht und ihn bei allem unterstützt. Und der gleichzeitig das Stück, das Jochen aus dem Roman gebaut hat, zusammenhält.“ — Johannes Bauer ist Little, Melinda, Marco, Der Typ vom Kletterpark & alle Menschen, die Nikos & Seras Welt bevölkern.

„Über ein Jahr vor dem Probenstart ging die Arbeit an der Fassung los. Dafür haben Jochen und ich nochmal den Roman zur Hand genommen, um das Beste aus beiden Welten – Roman und Drama – herauszuholen. Herausgekommen ist für mich eine frische, poetische Spielfassung, in der sich elegische Erzählpassagen mit actionreichen Schauspielszenen gekonnt abwechseln. Die professionelle Arbeit am sprachlichen Detail hat mit Jochen großen Spaß gemacht – und soweit ich sehen kann, überträgt sich das auch auf die Spielfreude der Darstellenden.“ — Alexander Olbrich, Dramaturg

Ein aufwühlendes Theaterstück zum Thema Mobbing

„In der Fassung von Jochen Strauch läuft ab sofort das ausgezeichnete Jugendbuch ,,Tanz der Tiefseequalle“ auf der Bühne des Rheinischen Landestheaters. Es ist ein Stück, das bewegt und auf die aktuellen Probleme der Gesellschaft aufmerksam macht. (…) Immer wieder sprechen die drei Akteure dabei das Publikum aktiv an und animieren sie dazu, am Stück teilzunehmen. (…)

Bei den anwesenden Jugendlichen, die im Publikum sitzen, sieht man zustimmendes Kopfnicken, betroffenes Schweigen und Mitgefühl. Es ist von außen deutlich zu erkennen, dass sie alle sich mit dem Thema ,,Mobbing“ identifizieren können und von der Geschichte abgeholt werden. Zum Ende des Stückes richten die drei Schauspieler klare Worte an ihr junges Publikum: ,,Es ist egal wer man ist und es ist egal wie man aussieht, am Ende sind wir alle gleich. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Niemand hat das Recht uns dafür zu verurteilen“, so ihr Statement. Für diese Botschaft gibt es vom jungen Publikum tosenden Applaus. Das gesamte Stück beschreibt auf sehr realistische Weise den Alltag von Mobbingopfern auf dem Schulhof. (…) Ein sehr empfehlenswertes Stück (…)“ — Antonella Malomo, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 24.05.2024

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