von Ingrid Lausund
Theater Bonn
Premiere Halle Beuel: 13.10.2002
Wiederaufnahme Kammerspiele Bad Godesberg: 17.02.2003
Bühne: Monika M. Cleres
Kostüme: Frauke Firl
Making-of
Am 25. März 2001 hatte „Hysterikon“ seine Uraufführung im Malsaal des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg: Ingrid Lausund (später als Mizzi Meyer die Autorin vom NDR-Kult „Der Tatortreiniger“) und ich hatten die Storyline und die szenischen Anordnungen erfunden; sie in der damals fürs Stadttheater neuen, für sie aber ganz normal-gewohnten Methode als schreibende Regisseurin und ich als ihr Dramaturg währenden der aufregenden Zeit von Tom Strombergs Intendanz in Hamburg.
Ein aufwändiger und beglückender Prozess. Kurz vor der Premiere haben wir diesen Arbeitsprozess in einem Interview für die MOPO skizziert: wie „Das große Hysterikon“, so der damals von uns in den Raum geschossene Arbeitstitel, entstand.
In der Folge bot mir der damalige Interims-Intendant des Bonner Schauspiels, Arnold Petersen, das Stück in der Halle Beuel zur Zweitaufführung des nun fertigen Dramas an, das wir im Rahmen der Hamburger Werkstatttage 2001 beim Henschel Verlag platziert und veröffentlicht hatten.
Auszüge aus den Bonner Kritiken
„Kennen Sie das auch? Da stehen Sie im Supermarkt am Kühlregal und können sich nicht zwischen Himbeer-, Erdbeer-, und Maracuja Zimt-Joghurt entscheiden. Und dann geht es an der Schlange der Nebenkasse auch noch doppelt so schnell wie an der eigenen. Da könnte man doch wahnsinnig werden. Das dachte sich wohl auch die junge Autorin Ingrid Lausund. Sie hat darüber ein Theaterstück geschrieben. Es heißt Hysterikon und beschreibt neben dem ganz alltäglichen Wahnsinn des Einkaufschaos auch den Ausverkauf der Gefühle in unserer Konsumgesellschaft. Am 13. Oktober 2002 war die Premiere in der Halle Beuel.Die erste Überraschung gibt es schon beim Reinkommen. Die Halle Beuel hat sich in einen Supermarkt verwandelt. Und der Filialleiter überprüft die Zuschauer auf ihre Zahlungsgewohnheiten. Schon wird klar, es geht hier nicht nur ums Einkaufen, sondern auch um den Markt der Emotionen, der Sehnsüchte und Hoffnungen. […]
Alles in allem ist es ein herrlich amüsanter und dabei sehr wohl auch hintergründiger Theaterabend. Jochen Strauch hat das Stück schrill und pointiert inszeniert und dabei viele herrlich chaotische Szenen entwickelt, die ständig die Lachmuskeln reizen. Nach der gut zweieinhalbstündigen Premiere gab es kräftigen Applaus. Die Zuschauer waren offenbar recht begeistert.“ — WDR, TV Premieren-Report
…] Die Szenenfülle treibt den um kaum einen Effekteinfall verlegenen Jochen Strauch zu einer Bluthochdruck-Inszenierung an, welche immer wieder Lachwellen über die Zuschauer wogen lässt, aber der Regisseur lässt immer wieder auch innehalten, lässt Unsicherheit und Leere der Menschen spüren… — Rheinzeitung, 19.10.2002
Vor dem Eingang parkt ein einsamer Einkaufswagen. Man öffnet die Glastür und betritt einen Supermarkt. Wir sind nicht bei „Aldi“ oder „Plus“, sondern in der Schauspiel-Halle Beuel. Hier zwischen Regalen voller Klopapier und Nutella spielt Hysterikon […] Viel Premieren-Beifall! — Express Bonn, 13.10.2003
Vorsprechen bei Jochen Strauch in Hamburg – Liebe auf den ersten Blick. Ein kluger, aufmerksamer Regisseur, offen und vorurteilsfrei. Ich spielte ihm am Ende Whitney Houston in „Bodyguard“ vor, das hätte ich mich nie vorher und nie nachher getraut.
Und so waren auch die Proben: Maximale Angstfreiheit, Kompetenz statt Hierarchiegehabe, immer lustvoll und Mut machend. Jochen Strauch gehört zu meinen Lieblingsregisseuren, weil er die Arbeit über das Ego stellen kann und das Individuum dennoch nie vergisst. Als Schauspielerin ist man frei und wird gehalten, das ist ein seltener Glückszustand im Theater.
Ein bisschen wie Eiskunstlauf oder wie ein richtig tolles Duett. Ich werde das nie vergessen. Danke, Jochen!!