Misery

Adaption von Jochen Strauch nach dem Roman von Stephen King
Premiere: 08.12.2007
Pfalztheater Kaiserslautern
Bühne, Video und Kostüme: Frank Albert
Musik und Sounds: Arno Kraehahn

So einfach die Handlung, so schwierig ist die Inszenierung des fürs Theater [von Jochen Strauch] umgeschriebenen Romans: Auf eine Spielstätte beschränkt sie sich und hat neben Schockeffekten lediglich den Überlebenskampf zwischen psychischer Grausamkeit und physischer Brutalität. Eine Herausforderung ans schauspielerische Personal also. Am Pfalztheater schickt Regisseur Jochen Strauch mit Hannelore Bähr und Rainer Furch zwei der profiliertesten Ensemble-Mitglieder ins Rennen. […] Herrlich, wie Bähr ihre Annie zwischen Naivität und Neurose, Bondie-Klischee und Bosheit changieren lässt. Den Schmerzen, Ängsten des Autors verleiht Furch eindringlich Gestalt, ebenso dem Hass, der aus Paul am Ende eine Killermaschine werden lässt.

Mit vielen Regie-Einfällen lockert Jochen Strauch die zweieinhalbstündige Inszenierung auf, …] fährt einen bunten Medienmix auf, von Filmeinspielungen bis zur Hintergrundmusik [Arno Kraehahn], um Querverweise, um Abwechslung zu schaffen und die Atmosphäre zu unterstreichen.

Die Rheinpfalz, 10.12.2007

Der Vorhang fällt. Das Publikum wird in eine düstere Szenerie katapultiert. Nebelschwaden ziehen durch einen feuchten Kellerraum. Da liegt einer verletzt und blutend im Krankenbett. Eine zarte Frau watschelt aufgeregt und erwartungsvoll um ihren Patienten, der langsam wieder zu Bewusstsein kommt. […]
Und dabei führt nicht nur das atmosphärische Bühnenbild von Frank Albert das Publikum in einen düsteren, verborgenen Kellerraum – auch Strauch sucht nach den Abgründen der menschlichen Seele, nach einem doppelten Boden sozusagen. […] Bähr und Furch machen das sadistische Machtspiel zwischen Annie und Sheldon greifbar. Sie stellen anhand diverser Schlüsselszenen die persönliche Entwicklung beider Figuren dar. …] eine Darstellung zweier unterschiedlicher Machtpositionen und deren hierarchische Umkehr. Denn nachdem Sheldon das Befohlene getan hat, also einen weiteren „Misery“-Roman vollendet hat, bereitet er selbst ein blutrünstiges Finale vor. Brutal erwürgt er Annie. Als sie dennoch überlebt, schlägt er ihren Kopf auf einer Treppenstufe auf. Und als sie immer noch zuckt, prügelt er mit einer Schreibmaschine wie im Blutrausch auf sie ein. So wird das Opfer selbst zum hemmungslosen Täter. In Sheldon überlebt auch das Böse, denn: „Einmal Böse, nie mehr gut.“ Von wegen Happy End. Der Vorhang fällt. Ende.

Wochenblatt Kaiserslautern, 12.12.2007

2 Kommentare zu “Misery

  1. frank albert

    wieviel wahrheit braucht ein raum und wieviel geheimnis ?

    was kann ein ort über ein figur erzählen. zusammen haben wir nach möglichkeiten gesucht subtexte und metaebenen für die figuren zu finden.
    skulpturale verweise in form von symbolhaften kruden objekten, die in nischen kauern und auf eine vergangenheit verweisen, die es der figur ermöglichkeit eine substanz zu behaupten, deren tiefe eine katastrophale persönlichkeit offenbart.
    medialer traum erzählt von wünschen, hoffnungen und ängsten eine sphärische geheimnissvolle zweitwelt, die schizophrene ebenen offenlegt, die die substanzielle manie der figuren offenlegt.
    das gefäß ein kerker, ein betonraum im nirgendwo. ein raum der unausweichlich auf ein befremdendes ende zusteuert.

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