Veteranenoper –
Das Libretto, das David T. Little vertont hat, basiert auf Interviews mit amerikanischen Soldaten aus fünf Kriegen. Auf der Suche nach der Wahrheit hinter den Kriegen für die Freiheit, nach der subjektiven Perspektive, skizziert Little eine Oper, ein Multimedia-Event namens Soldier Songs. Wie schnell wird Musik zum Kollaborateur eines mörderischen Systems? Welche Wahrheit kann es in einem Krieg überhaupt geben, wenn Zerstörung Alltag wird? Leben wir in einer Kultur der Kriegsmaschinen, in der die Verteidigung unserer Freiheit zur gefährlichen Lüge wird? Soldier Songs stellt die brutalen Fragen. Ein Musiktheater-Abend, zum ersten Mal in Europa produziert, ab 17. Februar 2019 in Saarbrücken.
Abgründe der Pubertät
Fatima hatte Freundinnen, die waren wie sie. Selbstbewusst. Lebensbejahend. Kopftuchträgerinnen. Die jungen Frauen nannten sich Dschabber, von Hijab, dem Kopftuch. Mitten in der Pubertät, dabei humorvoll und frei und verletzlich. Dann steht da dieses Graffiti. „All muslims must die“. Und nichts ist mehr, wie es vorher war…
Schauen wir auf den Fernsehabend der letzten Woche, in dem die ARD erst Titus Selges kongeniale Verfilmung der Schauspielhaus-Produktion „Unterwerfung“ programmiert und in der Folge dann bei Frau Maischberger über „den Islam“ debattieren zu lassen, so wird offensichtlich: Das Thema ist weit von einem entspannten Umgang entfernt.
Jabber / Dschabber by Marcus Youssef, Deutschsprachige Erstaufführung am 8. November 2018 in Berlin. Im Making-of gibt es auch Probennotizen aus dem Arbeitsprozess. Und die Berichte nach der Premiere nun auch auf der Dschabber-Site.
Down and out in America
Der gebürtige Pakistani Afzal ist Taxiunternehmer in Atlanta, das Geschäft floriert, der Familie geht es gut. Afzal lebt gut zwischen den Welten, alten Traditionen verhaftet, der neuen Welt verbunden. Seine älteste Tochter will nicht heiraten, aber an ihre wäre die Reihenfolge, bevor die jüngere Schwester heiraten darf. Ergo sucht er für sie auf einem Portal wie Tinder den richtigen Mann, einen Muslim. Stoff für einen unterhaltsamen Clash of the Cultures in Amerika. Bis seine Tochter Zarina einen Bestseller schreibt über das Leben des Propheten, und darin ihre persönliche Interpretation veröffentlicht wie der Hijab entstand… Die literarische Freiheit der Meinungsäußerung reißt die arrivierte bürgerliche Existenz in den Abgrund. Wir suchen nach der Kollision der amerikanischen Verheißungen mit dem Fremdem, von der Lüge hinter dem „Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen“ des amerikanischen Urtraums, wir erforschen den Urkonflikt zwischen Tradition und Moderne mit der Dramedy des Pulitzerpreisträger Ayad Akhtar The Who and the What, ab 12. Januar 2019 in Wilhelmshaven. Die Konzeption hat begonnen.
Hijab Plays
Über die beiden Stücke in Berlin und Ostfriesland, deren Probenprozesse und unsere aktuelle Auseinandersetzung mit der Integrationsdebatte blogge ich in loser Abfolge als offener Diskussionsprozess.
Vatermord
Es gibt einen Stoff, den ich so oft erlebt habe, wie keinen anderen. Siebzehn Interpretationen habe ich nach letzter Zählung gesehen, manche davon mehrfach, darunter so epochale Versionen wie die von Laurence Olivier und Benedict Cumberbatch in der Titelrolle oder so bekannte wie die Verfilmungen mit Ethan Hawke oder Mel Gibson (und Glenn Close als Mutter). Dann natürlich die großen Bühnenlesarten, z.B. mit Klaus Maria Brandauer in Wien oder mit Joachim Meyerhoff in Zürich oder in der Dopplefigur bei Luk Perceval in Hamburg. Mit diesem Stoff fing vieles für mich an. Eine Interpretation ist sicherlich auch Cornerstone meiner Leidenschaft für Theater: Der damalige Schauspieldirektor in Aachen erforschte den Stoff in sieben Stunden in der alten Fabrik, die später das Museum Ludwig wurde, einer offenbar hochgeschätze Vorlage von Peter Zadek in Bochum nacheifernd. Wie also nähere ich mich einem Stoff, der vielschichtig in meine eigenen Seherlebnisse und Narrative eingewoben ist? Ein paar erste Gedanken: Welche Stränge haben mich immer schon beschäftigt? Welche Geheimnisse der Geschichte sind mir immer ungelüftet erschienen? Gibt es eine heutige oder politische Ebene oder ist die Zeitlosigkeit der Clou an diesem bekanntesten aller Theaterstoffe? Was passiert im Kopf der titelgebende Figur? Wie weit lässt sich die Geschichte aus einer subjektiven Perspektive erzählen, motiviert von Wut und Verzweiflung über ein perverses, korruptes System? Wieviel Plan und wieviel Reflexion, wieviel Impulskontrolle motivieren die großen Monologe? Treibt die Erkenntnis unserer Vergänglichkeit die großen Revolutionen oder verhindert sie entschlossenes Handeln? Wie wird sich mir 2018 der viel interpretierte Stoff erschließen?
A Story by William Shakespeare. Hamlet. Prinz von Dänemark. Ab 12. Oktober 2018 in Memmingen. Im Making-of veröffentliche ich in loser Folge Gedanken und Arbeitsschritte aus dem Probentagebuch. Und hier die Dokumentation des Ergebnisses.
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